Surf Glossar von PURE

Stehende Welle Surfen

Stell dir vor, du surfst – aber die Welle kommt nicht auf dich zu. Stattdessen bleibst du an Ort und Stelle, während das Wasser mit voller Kraft unter deinem Board hindurchströmt. Kein Ozean, kein Paddeln – nur du, dein Board und der perfekte Moment auf der Stelle.

Was einst als Geheimtipp unter Flusssurfer:innen begann, hat sich mittlerweile zu einer festen Größe der europäischen Surfszene entwickelt. Egal ob mitten in der Großstadt, tief im Schwarzwald oder direkt unter einer Wehranlage: Stehende Wellen ermöglichen echtes Surfen – ganz ohne Meer.

In diesem Beitrag aus unserem Surf Glossar erfährst du, was stehende Wellen eigentlich sind, wie sie funktionieren und wo du sie surfen kannst – von natürlichen Flusswellen wie dem Eisbach bis zu künstlich erzeugten Wellen wie der Blackforestwave. Außerdem zeigen wir dir, worin sich das Surfen auf stehenden Wellen vom klassischen Ozeansurfen unterscheidet. Ab auf die Welle – ganz ohne Swell!

Definition

Was ist eine stehende Welle?

Eine stehende Welle ist eine Wasserwelle, die – im Gegensatz zu Meereswellen – nicht wandert, sondern stationär an einer festen Stelle im Fluss oder in einer Anlage verbleibt. Sie entsteht, wenn schnell strömendes Wasser auf ein Hindernis trifft, zum Beispiel eine Stufe im Flussbett, ein Wehr oder eine Rampe. Das Wasser wird dabei nach oben gedrückt und bildet eine rücklaufende Strömung – die sogenannte Walze –, die zur surfbaren Welle wird.

Stehende Wellen treten sowohl natürlich in Flüssen als auch künstlich in Surf-Anlagen auf. Während man im Meer die Welle anpaddelt und mit ihr gleitet, surft man bei einer stehenden Welle „auf der Stelle“, da die Welle konstant unter dem Board durchfließt. Gelingt es, das Gleichgewicht zu halten, können Turns und Manöver endlos wiederholt werden – eine perfekte Trainingsmöglichkeit für Technik, Timing und Flow.

Das sind die Unterschiede

Stehende Welle vs. Meereswelle

Auch wenn es auf den ersten Blick ähnlich aussieht: Das Surfen auf einer stehenden Welle unterscheidet sich deutlich vom klassischen Wellenreiten im Meer. Der offensichtlichste Unterschied liegt in der Dynamik – Meereswellen bewegen sich auf den Surfer zu, während stehende Wellen an Ort und Stelle bleiben. Hier bewegt sich das Wasser unter dem Board hindurch, während der Surfer seine Position auf der Welle kontrollieren muss.

Ein Take-off wie im Meer fällt in der Regel weg. Stattdessen startet man direkt aus dem Stand oder per „Drop-in“ von der Seitenkante. Turns erfolgen schneller, präziser und oft auf kürzerem Raum. Das Gefühl erinnert stark an Skateboarding oder Snowboarden auf einer Halfpipe – nur eben im Wasser.

Trotz dieser Unterschiede bietet das Surfen auf stehenden Wellen eine hervorragende Möglichkeit, Balance, Boardkontrolle und Manövertechnik zu trainieren. Viele Surf-Anfänger:innen nutzen stehende Wellen als Einstieg in die Welt des Surfens, während Fortgeschrittene gezielt an Carves, Snaps und Cutbacks feilen. Wer das beherrscht, bringt auch gute Voraussetzungen für den Ozean mit.

Surfen auf natürlichen Wellen im Meer
Surfen auf künstlicher stehender Welle

Flusswellen & Riversurfen auf stehenden Wellen

Natürlich stehende Wellen

Natürlich stehende Wellen entstehen durch das Zusammenspiel von Flussströmung, Gefälle und Hindernissen wie Felsformationen oder Wehranlagen. Wenn Wasser schnell über eine Schwelle oder Stufe strömt, bildet sich eine rücklaufende Walze – eine stationäre Welle, die sich hervorragend zum Surfen eignet. Diese Wellen sind stark abhängig vom Wasserstand und daher oft nur saisonal surfbar. Dafür bieten sie ein besonders authentisches, naturnahes Surferlebnis – mitten in der Stadt oder in beeindruckender Alpenkulisse. Hier findest du einige der bekanntesten und spannendsten Spots im deutschsprachigen Raum:

  • Eisbachwelle (München, Deutschland):  Die legendärste Flusswelle Europas befindet sich mitten im Englischen Garten in München. Seit Jahrzehnten zieht die konstant laufende Welle lokale Surfgrößen, internationale Pros und zahlreiche Zuschauer an. Die Eisbachwelle ist technisch anspruchsvoll, bietet aber bei konstantem Wasserdurchfluss ideale Bedingungen für fortgeschrittene Surfer. Sie gilt als Geburtsstätte des River Surfings in Europa und ist ein fester Bestandteil der Münchner Stadtkultur. Trotz der Herausforderung herrscht hier ein besonderes Gemeinschaftsgefühl – mit Respekt, klaren Regeln und echtem Flow.

  • Floßlände (Thalkirchen, München, Deutschland):Die Floßlände ist der traditionsreichste Surfspot Münchens und war schon in den 1970er Jahren Treffpunkt der River-Surf-Pioniere. Sie liegt südlich des Stadtzentrums im Stadtteil Thalkirchen, direkt an der Isar. Die Welle läuft saisonal – typischerweise von Mai bis September – immer dann, wenn auf der Isar Flöße verkehren. Im Vergleich zum Eisbach ist die Welle sanfter und damit ideal für Anfänger, Kinder oder Surfer, die nach einer sicheren Trainingsmöglichkeit suchen. Die Floßlände ist nicht nur ein sportlicher Spot, sondern auch ein beliebter Treffpunkt der lokalen Szene – entspannt, familiär und naturverbunden.
  • Thunwelle (Thun, Schweiz): Im Herzen der Stadt Thun bietet die Aare eine der bekanntesten Flusswellen der Schweiz. Direkt unterhalb eines Wehrs entsteht hier – je nach Wasserstand – eine kraftvolle, dynamische Welle, die Fortgeschrittene und Profis gleichermaßen herausfordert. Die Kombination aus städtischer Kulisse, Blick auf die Berge und einer anspruchsvollen Line macht diesen Spot besonders reizvoll. Die Thunwelle ist technisch fordernd, bietet aber bei optimalen Bedingungen einen kraftvollen, sauberen Surf. Sie ist ein zentraler Treffpunkt für River-Surfer aus der gesamten Schweiz und steht exemplarisch für die wachsende Flusssurfszene im Alpenraum.
  • Reusswelle (Luzern, Schweiz): Mitten in Luzern, unweit der berühmten Kapellbrücke, bietet die Reuss bei erhöhtem Wasserstand eine temporär surfbare Welle. Die Reusswelle ist nicht konstant vorhanden – bei starkem Schmelzwasser oder nach Regenfällen aber entstehen hier surfbare Bedingungen mit einzigartigem Alpenpanorama. Die Welle ist schnell, technisch anspruchsvoll und aufgrund ihrer Kurzlebigkeit besonders spannend für spontane Sessions. Die urbane Umgebung mit historischen Gebäuden, gepaart mit einem kraftvollen Fluss, verleiht dem Spot ein besonderes Flair. Ein echter Geheimtipp für alle, die sich gerne auf wechselnde Bedingungen einlassen.
  • Salzach-Welle (Salzburg, Österreich):
    Unterhalb des Kraftwerks Lehen in Salzburg entsteht bei starkem Wasserstand eine temporäre, stehende Welle auf der Salzach. Der Spot ist nicht leicht vorherzusagen, aber wer zur richtigen Zeit dort ist, wird mit einem seltenen Surf-Erlebnis belohnt. Die Welle ist technisch anspruchsvoll und wird vor allem in den Frühjahrsmonaten bei Schmelzwasser aktiv. Der Blick auf die Altstadt und die Berge im Hintergrund machen das Surfen auf der Salzach zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Sie ist ein Beispiel dafür, wie naturgegebene Bedingungen selbst in historisch geprägten Städten moderne Sportarten ermöglichen.

Künstliche Wellen im DACH-Raum

Künstliche stehende Wellen

In den letzten Jahren hat sich das Surfen auf künstlich erzeugten stehenden Wellen zu einer beliebten Alternative zum Wellenreiten im Meer entwickelt – besonders in Binnenregionen. Diese Wellen werden durch technische Konstruktionen geschaffen, bei denen Wasser mit hohem Druck über eine speziell geformte Rampe oder gegen ein Hindernis geleitet wird. Das Ergebnis ist eine konstante, surfbare Welle, die sich in Intensität und Form oft präzise steuern lässt. Der große Vorteil: Die Bedingungen sind unabhängig von Gezeiten, Wetter oder Flusspegeln. 

Hier eine Auswahl bekannter künstlicher Wellen im deutschsprachigen Raum:

  • Citywave in der Jochen Schweizer Arena (München, Deutschland): In der Nähe von München gelegen, bietet diese Indoor-Wellenanlage ideale Bedingungen für wetterunabhängiges Surfen. Das Wasser wird mit hohem Druck durch ein Becken gepumpt, wobei die Wellenhöhe und -kraft je nach Könnerstufe individuell angepasst werden kann. Die Anlage ist ganzjährig nutzbar und ideal für Surfkurse, Events oder ein actionreiches Wochenende mit Freunden. 


  • Leinewelle (Hannover, Deutschland): Die Leinewelle wurde direkt in den Flusslauf der Leine integriert und basiert auf einem bürgerschaftlich organisierten Projekt. Die Welle entsteht durch eine bauliche Umgestaltung im Flussbett – ganz ohne Pumpen oder künstliche Wasserzufuhr. Sie ist öffentlich zugänglich und bietet sowohl Surfern als auch Schaulustigen ein urbanes Naturerlebnis. Durch das Engagement von Ehrenamtlichen konnte mitten in Hannover eine dauerhafte, ökologische Surfoption geschaffen werden – nachhaltig, inklusiv und kostenlos nutzbar.
  • Blackforestwave (Pforzheim, Deutschland): Die erste künstlich erzeugte Flusswelle im Schwarzwald liegt im Herzen von Pforzheim an der Nagold. Mitten in der Stadt ermöglicht eine unter Wasser installierte Konstruktion das Surfen auf einer variabel einstellbaren Welle – bei Tag und Nacht, denn sie ist sogar beleuchtet. Das Projekt wurde über sieben Jahre hinweg vom gleichnamigen Verein realisiert und zählt heute über 200 Mitglieder. Regelmäßig finden Open-Surf-Tage mit Musik, Foodtrucks und echter Surfkultur statt – ein Paradebeispiel für lokales Engagement und Surfleidenschaft in Süddeutschland.
  • Citywave (Wien, Zürich, Osnabrück): Die Citywave ist eine modulare Wellenanlage, die mittlerweile in mehreren Städten Europas installiert wurde. Sie erzeugt eine kraftvolle, saubere Welle, deren Höhe und Geschwindigkeit präzise eingestellt werden können. Dadurch eignet sie sich sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Surfer, die gezielt an ihren Manövern feilen möchten. Die kompakte Bauweise und modulare Technik machen Citywave-Anlagen zu einem beliebten Setup für Sportevents, Messen oder dauerhafte urbane Surfstandorte.
  • Urban Surf (Zürich, Schweiz): Inmitten des trendigen Zürcher Gerold-Quartiers bietet Urban Surf eine stylische Kombination aus Wellenreiten, Gastronomie und Community-Spirit. Die stehende Welle ist kraftvoll und vielseitig einstellbar – perfekt für verschiedene Skill-Levels. Das Ambiente erinnert an ein Beachclub-Feeling mitten in der Stadt: Palettenmöbel, Drinks und DJ-Sets sorgen für Surfurlaub-Vibes im urbanen Alltag. Urban Surf ist ein beliebter Treffpunkt für Locals, Reisende und Surfer jeder Erfahrungsstufe.

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